Eine der wichtigsten Grundregeln
der
Vererbungslehre lautet, daß sich das Erscheinungsbild
(Phänotypus) eines
Lebewesens aus seinem Erbbild (Genotypus) und den umweltbedingten
Veränderungen (Modifikationen) zusammensetzt. Das Erbbild ergibt
sich aus
der Summe aller von den Vorfahren übernommenen Anlagen (Gene),
während
unter Umweltbedingungen sowohl Nahrung und Klima als auch die
Lebensweise
(Haltung) zu verstehen sind. Was daher bei Hunden während der
ersten
entscheidenden Monate der Entwicklung geschah oder versäumt wurde,
läßt
sich später kaum noch nachhaltig korrigieren.
Organismen haben den
gleichen Genotyp, wenn sie die gleichen Gene haben.
Sie haben den gleichen Phänotyp, wenn sie sich auffallend
ähneln.
Genotyp
Der vollständige Satz von Genen, den ein Organismus geerbt hat.
Phänotyp
Das morphologische Aussehen des Individuums, die Physiologie, das
Verhalten und seine ökologische Verflechtung.
Somit können zwei Individuen niemals zum gleichen Phänotyp
gehören, weil
es immer irgendeinen Unterschied zwischen ihrer jeweiligen Morphologie
oder Physiologie gibt.
Mit Ausnahme der Organismen, die sich ausschließlich durch
asexuelle
Vermehrung fortpflanzen, unterscheiden sich zwei Lebewesen sogar immer
(!)
geringfügig im Genotyp.
In der Praxis benutzt man die beiden Begriffe im eingeschränkteren
Sinne.
Wir bedienen uns partieller Phänotypbeschreibungen, z. B.
Augenfarbe oder
betrachten nur einen Teil des Genotyps, z. B. die Gene, welche die
Augenfarbe beeinflussen.
Es gibt noch einen
ganz
wichtigen Unterschied zwischen Genotyp und Phänotyp.
Der Genotyp ist ein festgelegtes Merkmal eines einzelnen Organismus.
Der
Genotyp bleibt im Verlauf des Lebens konstant und wird durch
Einflüsse der
Umwelt nicht verändert.
Die meisten Phänotypen dagegen verändern sich im Laufe des
Lebens, wobei
die Art der Veränderung sowohl vom Genotyp, z. B. bei
Wachstumsvorgängen,
wie auch von der Umwelt bestimmt werden kann.
Bereits im Augenblick der Zeugung wird das keimende Leben durch
bestimmte
äußere Gegebenheiten beeinflußt. Selbst die momentane
körperliche
Verfassung der Eltern spielt dabei eine wesentliche Rolle. In den
folgenden Wochen beeinflussen Ernährung, Pflege und psychische
Verfassung
der tragenden Hündin die Entwicklung der Embryonen. Vorgeburtliche
Schädigung und damit Schwächung der Neugeborenen lassen sich
z. B. auf
Wurmgifte (Wurmtoxine) bei starkem Wurmbefall der Hündin oder
überstandene
Infektionen während der Trächtigkeit u. v. m.
zurückführen.
Erworbene Eigenschaften vererben sich nicht!
Zu den nicht erblichen,
umweltbedingten
Eigenschaften zählen u.a. auch besondere Fähigkeiten, die
sich ein
Lebewesen im Laufe seines Daseins aneignet. So kann z. B. ein Hund zwar
einen Teil seiner Anlagen, wie seine gut funktionierenden Sinne, auch
solche Merkmale wie besonderen Mut an seine Nachkommen vererben.
Nicht vererbbar sind durch Erfahrung gewonnene Fertigkeiten und
während
des Lebens erlittene körperliche Mängel.
Daher vermögen z. B. die in der Hundezucht seit ungezählten
Generationen
stets erneut vollzogenen Körperkorrekturen, wie Kupieren der Rute
oder der
Ohren, nicht zur Rassenbildung beizutragen.
Sie bleiben zum Glück stets nur auf ihre jeweiligen Träger
beschränkt.