Haar-, Haut- und Augenfärbung (Färbung der Iris) wird durch
ein dunkles
Pigment (Melanin) hervorgerufen.
Es bildet sich unter dem Einfluß eines Enzyms aus biochemischen
Oxydationsprodukten u. a. in pigmenterzeugenden Zellen,
den Melanozyten oder Melanophoren, in der Haut.
Bei Untersuchungen des embryonalen Nervengewebes verschiedener
Wirbeltiere unter dem Elektronenmikroskop ließ sich die
Entstehung des
Melanins sowie seine Ausbreitung (Migration) mit Hilfe der Melanozyten
in
die verschiedenen Körperregionen beobachten. Anzahl,
Größe, Konzentration
und Anordnung der Farbstoffkörnchen wird bei Hunden von teilweise
bereits
erforschten Erbanlagen (u.a. auch innerhalb der Geschlechtschromosomen)
gesteuert.
So regelt das Gen für Schwarzfärbung die Anhäufungen von
Pigment im
Haarschaft und durch dessen kontinuierliche Farbstoffversorgung die
schwarze Haarfarbe. Wir haben somit einen genetisch schwarzen Tibet
Terrier.
Ein durch Erbgutänderung (Mutation) entstandenes Genpaar wiederum
veranlaßt eine ovale Verformung der an sich runden
Pigmentkörnchen. Diese
reflektieren das einfallende Licht nunmehr braun statt schwarz.
So entstehen fehlfarbene, genetisch braune Tibet Terrier.
Die Anlagen der Pigmentverdünnung (maltese dilution) sorgen
für
unregelmäßige Verklumpungen des Melanins und somit für
den Eindruck zart
pastellfarbener Haarfärbung, z. B. bei zobelfarbenen Hunden.
Wieder andere Anlagen kontrollieren die Verbreitung des Farbstoffes in
der
Haut und bewirken unregelmäßig weiß geschecktes Fell
über der Scheckung
bestimmter Hautregionen (Leukismus;piebald white spotting).
Es entstehen so mehrfarbige, z. B. schwarz-weiße Hunde.
Nach einer einleuchtenden Theorie (Don H. SHAW) beeinflußt das
Gen für
Scheckung die Ausbreitung der Melanozyten. Sie stören dabei
mitunter die
Entwicklung gesunder Nervenzellen im Innenohr und verhindern auf diese
Weise wahrscheinlich die Ausbildung eines normalen
Hörvermögens.
Die Gene für Weißscheckung und Weiß scheinen oft
gleichermaßen für die
Taubheit mancher Hunde verantwortlich zu sein.
Eine ähnliche Erscheinung ist beim Menschen bekannt: Das
Waardenburg
Syndrom, benannt nach dem niederländischen Augenarzt von
Waardenburg.
Es betrifft vor allem den genetischen Zusammenhang zwischen erblichen
Pigmentfehlern in Augen, Haaren und Haut und angeborenen
Gehörfehlern von
Schwerhörigkeit bis zur Gehörlosigkeit.
Als Stoffwechselvorgang in den Zellen unterliegt die Farbstofferzeugung
vielerlei Umwelteinflüssen, wenngleich sie durch Erbanlagen
gesteuert
wird.
Fehlen z. B. bestimmte organische Säuren, können die
Körperzellen
keinerlei Pigment aufbauen (Albinismus).
Unter dem Einfluß verschiedener Gene ist jedoch oftmals trotzdem
eine auf
gewisse Körperregionen beschränkte oder abgeschwächte
Pigmentierung
möglich (Teilalbinismus).
Manche Tibet Terrier werden weiß geboren und dunkeln an den
kältesten
Körperstellen (Abzeichen, Points) allmählich in den Farben
nach, deren
Anlagen im Erbgut vorliegen (Akromelanismus,
Kälteschwärzbarkeit).
So entstehen die bei weißen Tibbi´s später vorhandenen
schwarzen
Pigmentflecken, auf denen dann schwarzes Haar nachwächst.
Eine üppige Unterhautfettschicht (z. B. am Bauch) oder die
Einwirkung von
Geschlechtshormonen fördern gleichfalls eine Dunkelfärbung
des Haares.
Das epistatische Gen für Weiß sowie ein
Melaninunterdrücker veranlassen
eine völlige oder teilweise Neutralisierung der für
Farbstoffbildung in
den Zellen unbedingt notwendigen Säuren.
Allein die Anlagen für die Augenfärbung bleiben in den
meisten Fällen
davon unberührt.
Auch Chemikalien, Vitamine oder Medikamente können die
Farbstoffentwicklung in den Zellen behindern oder fördern. Wird
die
Verabreichung derartiger Stoffe eingestellt, findet eine Regenerierung
von
Stoffwechsel und Färbung statt.
Oft wächst in Folge von Verletzungen zerstörtes Haar bei
Hunden
unpigmentiert nach.
Unter Sonneneinstrahlung oder Speicheleinwirkung vermag dunkles Fell zu
bleichen (z. B. Rot- oder Braunstich im schwarzen Haar bei Hunden, die
sich überwiegend im Freien aufhalten, oder des Bauchhaares bei
nährenden
Hündinnen.
Auch der aufgehellte Nasenspiegel bei weizenfarbenen, chremfarbenen
oder
hellzobelfarbenen Tibet Terriern unteliegt jahreszeitlichen
Veränderungen,
bedingt durch die unterschiedliche Sonneneinstrahlung.