SCROLL

Erinnerungen und Erfahrungen eines Tibet Terriers (11)

Halle liebe Freunde vom Stamm der Tibeter,

hier meldet sich euer Tommy, Ihr wißt schon, der mit der weißen rechten Pfote und dem weißen Brustlatz!


In meiner Gegend hängen öfters mal Zettel an den Bäumen oder an Masten.
Herrchen liest das dann und sagt zu mir "Schau mal, da ist wieder ein Hund oder eine Katze entlaufen oder sonst wie abhanden gekommen".

Ich verstehe das nicht.
Erstens würde ich um keinen Preis weglaufen, zweitens finde ich selbst im dicksten Nebel und bei größter Dunkelheit in meine Wohnhöhle zurück.

Auch wenn Frauchen einkaufen geht, bleibe ich immer schön vor dem Geschäft sitzen und kein Fremder darf mich anrühren.

Ein Hund braucht doch seine Rudelführer.
Es gibt bestimmt nichts Schlimmeres, als von Herrchen und Frauchen "vergessen" zu werden.

Ich muß stets daran denken, wie traurig mein Herrchen war, als er eines Tages in einem Buch den Brief eines verlassenen Hundes gelesen hat.

Den Brief hat er im Buch "Mein Leben mit Ruby" aus dem Ullstein Buchverlag gefunden,
er war das erste Mal in der belgischen Zeitung "Het Latste Nieuws" abgedruckt.



Offener Brief eines Hundes an sein Ex-Herrchen

Am Morgen bist Du sehr früh aufgestanden und hast die Koffer gepackt.
Du nahmst meine Leine, was war ich glücklich!
Noch ein kleiner Spaziergang vor dem Urlaub - hurra! Wir fuhren mit dem Wagen und Du hast am Straßenrand angehalten, die Tür ging auf, und Du hast einen Stock geworfen.
Ich lief und lief, bis ich den Stock gefunden und zwischen meinen Zähnen hatte.
Aber als ich zurück kam, warst Du nicht mehr da.
ln Panik bin ich in alle Richtungen gelaufen, um Dich zu finden, aber vergebens.
Ich wurde immer schwächer von Tag zu Tag.
Ein fremder Mann kam, legte mir ein Halsband um und nahm mich mit.
Bald befand ich mich in einem Käfig und wartete dort auf Deine Rückkehr, aber Du bist nicht gekommen.
Dann wurde der Käfig geöffnet. Nein, Du warst es nicht - es war der Mann, der mich gefunden hat. Er brachte mich in einen Raum - es roch nach Tod!
Meine Stunde war gekommen.
Geliebtes Herrchen, ich will, daß Du weißt, daß ich mich trotz des Leides, das Du mir angetan hast, noch stets an Dein Bild erinnere.
Und falls ich noch einmal auf die Erde zurückkommen könnte - ich würde auf Dich zulaufen, denn ich hatte Dich lieb.



Nachtrag in eigener Sache:

Es war mir ein Bedürfnis, Euch diesen Brief lesen zu lassen.

Die Frage, ob Hunde weinen können, möchte ich mit "ja" beantworten.
Es ist eine Tatsache, daß es auch in Deutschland viele traurige Hund und somit auch viele Hundetränen gibt.
Zur Erinnerung an all diese verlassenen Hunde ist dieser Brief gedacht.

Ich wünsche keinem Haustier, egal ob Hund oder Katze, ein solches Schicksal.

Diese traurige Geschichte hatte für mich etwas Gutes.
Nachdem Herrchen sie gelesen hatte, gab´s für mich eine extra Portion Trockenfleisch und ausgiebige Streicheleinheiten.

Damit Ihr eventuell auch in solchen Genuß kommt, hat mich mein Herrchen gebeten, euch diesen Brief vorzulesen.

Tschüß


Euer Tommy
wuff, wuff, wuff


zurück zu unseren Tibet Terriern